MAINZ und KÖLN – Die VRM in Mainz und die Kölner Lingen-Stiftung haben erstmals den Gutenberg-Recherchepreis für Jungjournalisten vergeben.
Mit dem mit 7000 Euro dotierten ersten Preis wurde Dana Ruhnke für ihre Langzeit-Recherche „Man kann nicht jedes Kind retten“ ausgezeichnet. Über ein halbes Jahr lang nahm die junge Journalistin vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag, Flensburg, am Unterricht einer dritten Klasse in einer Brennpunktschule teil. Das Ergebnis ist eine Artikelreihe, die sich der harten Schulrealität aus ganz verschiedenen Perspektiven nähert und diese nie gefühlig, aber beeindruckend sensibel wiedergibt.
Mit der kollaborativen Datenrecherche „Das verdeckte Imperium“ gelang es dem Autorenteam Michael Penke und David Meidinger, sich den zweiten Preis zu sichern, der mit 5000 Euro dotiert ist. Die beiden Jungjournalisten von Correctiv und Tagesspiegel hatten in einem von beiden Medien gebildeten Rechercheverbund einen der größten in Berlin tätigen Immobilien-Trusts und dessen Verschleierungsmethoden enttarnt.
interaktiv.tagesspiegel.de/lab/das-verdeckte-imperium/
Für den Beitrag „Umbruch auf dem Acker“ erhielten Sebastian Ernst, Jördis Früchtenicht, Christin Jahns, Gunnar Müller und Laura Treffenfeld den mit 3000 Euro dotierten dritten Preis. Das fünfköpfige Rechercheteam – allesamt ehemalige Volontäre der Kieler Nachrichten – hatte in seiner Multimediastory die vielfältigen Facetten moderner Landwirtschaft beleuchtet. Dabei wurden klassische Reizthemen kritisch hinterfragt sowie zukunftsweisende Projekte vorgestellt. Eine Wirklichkeitsbeschreibung mit Aha-Effekt.
story.kn-online.de/landwirtschaft/
Eine würdigende Anerkennung sprach die Jury dem Projekt „Sturm über Chemnitz“ der Hochschule Mittweida aus: Unter der Leitung von Prof. Janis Brinkmann widmeten sich 17 Medienmanagement-Studierende innerhalb ihrer Abschlussarbeit einer umfassenden multimedialen Dokumentation. Im Mittelpunkt stand die Tötung des aus Kuba stammenden Daniel H. durch Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien – eine Tat, die für rechtsradikale Mobilisierungen und eine bundesweit aufgeheizte Debatte sorgte.
Adressaten des Gutenberg-Recherchepreis für Jungjournalisten sind Nachwuchstalente von Lokal- oder Regionalzeitungen sowie regionalen Onlinemedien im Alter bis zu 35 Jahren. Am 29. September wurden die diesjährigen Gewinner des Wettbewerbs im Rahmen einer Preisverleihung in Mainz persönlich geehrt. Der Preis soll junge Talente ermuntern, auch in schnellen und meinungsoffensiven Zeiten hartnäckige Recherche zu pflegen. Er versteht sich zugleich als Aufforderung an Verlags- und Redaktionsleitungen, aufwändige Recherchen möglich zu machen.
Friedrich Roeingh, Vorsitzender der Jury und Chefredakteur Allgemeine Zeitung/VRM zeigte sich beeindruckt: „Die exzellenten Arbeiten der Preisträger zeigen einmal mehr, wie wichtig es in Zeiten von Fake-News und Meinungsoverkill ist, sich der Beschreibung von Wirklichkeit durch aufwändige Recherche anzunähern.“
Die Auswahl der Preisträger übernahm eine fünfköpfige Jury bestehend aus Friedrich Roeingh, Chefredakteur Allgemeine Zeitung, VRM (Vorsitz); Annette Binninger, Mitglied der Chefredaktion der Sächsischen Zeitung; Anke Vehmeier, Leiterin Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale
für politische Bildung; Franz Sommerfeld, ehem. Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers
und Werner Schulte, Geschäftsführer des Lingen Verlages. Im Jahr 2021 wird der Preis erneut an junge Recherche-Talente von regionalen Print- oder Onlinemedien verliehen. Die Bewerbungsfrist endet im kommenden Jahr am 17.05.2021.